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1708-1-10

Ton und Bild verblassten.
Das Gefühl seiner Gliedmaßen und das Gewicht des Digimon Linkers an seinem Handgelenk verschwanden.
Eiji verlor das Bewusstsein.

Benommenheit.

Sein Gleichgewichtssinn war gestört.
Die Welt fiel, als würde sie einen Hang hinunterrollen und sich auf den Kopf stellen.
Versinkung.
Als er fiel, kamen ihm plötzlich Erinnerungen aus seiner Kindheit.
Sommer.
Er spielte mit seiner Familie im Fluss. Zu dieser Zeit war es sowohl seine eigene Familie als auch die seines Freundes. Sein allerbester Freund…

-Leon!

Der Vater seines Freundes bereitete gerade den Grill vor und rief nach seinem Sohn.

– Eiji!

Sein Freund rief seinen Namen und machte sich auf den Weg zum Flussufer.
Aber Eiji war auf dem Weg zur Sandbank und unwissentlich, an die tiefste Stelle des Flusses getreten. Als er sich umdrehte, blieb sein Fuß im Sand, am Grund des Flusses, hängen.

(…! Oh nein!)

Einen Schritt weiter war eine unsichtbare Klippe.
Eiji hielt sich für einen guten Schwimmer, aber ein fließender Fluss ist etwas anderes als ein Schwimmbad.
Er konnte nicht an der Oberfläche treiben. Er konnte nicht aufs Wasser treten und konnte nur noch mit seinem Kopf, unter die Wasseroberfläche tauchen.
Was er unter Wasser erhaschte, war –

Eine andere Welt.

Was wie ein Zuhause von Monstern aussah, das tief unter dem sauberen, klar fließenden Wasser hervorstach – ein Ort, der leicht ein Kind verschlingen könnte.
Luftblasen wirbelten.
Es würde ihn ganz verschlingen.
Und dann verschwanden alle seine Sinne.

Es war nur für einen Moment. Oder war es das?

Etwas Weiches und Flauschiges empfing Eijis Bewusstsein sanft. Es fühlte sich an, als würde man einen Neoprenanzug tragen, während man im Wasser schwimmt.
Es dauerte nicht lange, bis das Licht durch die Blasen gestreut wurde und ein Bild entstand.

Eine neue Welt.
Nein, es war eine Welt, von der er glaubte, sie bereits zu kennen… Durch die Änderung seiner Sichtweise wurde Eijis Bewusstsein von einer neuen Stimulation getroffen.

(…?!)

Es war so hell.
Das Licht war hier zu stark. Und doch konnte er seine Augen nicht schließen.

Was ist denn hier los?
Verwirrung. Angst.
Er wusste nicht, was er sah oder was vor sich ging.
Das Bild schien wie ein digitaler Zoom grob heranzuzoomen, verblasste dann aber wieder, als würde er durch ein auf dem Kopf stehendes Fernglas schauen. Statisches Rauschen schallte durch seinen Kopf. Ein Käfer flog in sein Ohr und flatterte laut summend herum.

Er roch wie ein Tier…

(Hier riecht es wie nach nassen Hund. Was für ein böser Traum…)

– „Es ist kein Traum.“

Diese Stimme war das Einzige, was Eiji deutlich hören konnte.
(Hä? Wer ist das?)

CRASH!

Man hörte ein Geräusch, als würde jemand, der angerannt kam, etwas umwerfen.

Chuumon, Rookie Level, Tier Typ, Typus Virus.

Die Daten wurden über seinem Kopf angezeigt.
Ein kleines Ratten-Digimon erschien und bewegte sich wie in einem alten Western-Cartoon. Die nackte, rosa Ratte, hielt Datenstücke – Käsestücke – unter seinen Armen.
Was war dies für ein Ort?
Das Innere eines Gebäudes.
Wände, Decken und Boden waren aus Beton. War es noch im Bau? Oder war es bereits verlassen?
Ein weiteres Digimon tauchte auf.

ChuuChuumon, Rookie Level, Puppen Typ, Typus Virus.

Dies war ein weiteres Ratten-Digimon. Allerdings handelte es sich nicht um ein Tier, sondern um eine Puppe – eine ausgestopfte Rattenpuppe, mit scharfen, gleißenden Augen. Es saß auf einem anderen maschinenähnlichen Digimon.

Damemon, Champion Level, Mutanten Typ, Typus Virus.

Sein metallisch aussehender Körper hielt eine Tonfa in der Hand, einen T-förmigen Schläger, der in den Kampfkünsten verwendet wird. Sein Aussehen könnte wie folgt beschrieben werden:
(Ein Kessel mit Gliedmaßen…? Nein… Das Ding sieht aus wie ein Haufen Kot!)
Eiji war verunsichert.
Wenn dies das fantastische Digimon-Land wäre, das zum Leben erweckt wurde, hätte er laut gejubelt. Aber Eiji hatte sein reines, kindliches Herz, das sich früher über das bloße Erscheinen von Kot amüsiert hätte, in seiner Zeitkapsel voller Erinnerungen beiseite begraben.
Eiji blickte nun kühl auf das, was vor seinen Augen geschah.
Damemon war ein Digimon in Form eines Kothaufens, das von ChuuChuumon gesteuert wurde.

„Du hast Mut, meine Familie zu bestehlen.“
„Quietsch! Bitte, zeig mir Gnade, ChuuChuumon! Wir sind beide Rattenkollegen!“

ChuuChuumon drohte, während Chuumon um sein Leben bettelte, während es den Käse umklammerte. Anscheinend war Chuumon davongelaufen und hatte ChuuChuumons Essen gestohlen.
„Es beleidigt mich, dass wir zur gleichen Spezies gehören, Chuumon“, sagte ChuuChuumon.
„Nicht gut, nicht gut.“ Damemon richtete seine Tonfa mit einer ruckartigen Bewegung auf Chuumon.
In diesem Moment bemerkte ChuuChuumon die Anwesenheit von Eiji.
„Übrigens, du Hund da.“
(Hä? Hund? Wo?)
Eiji wusste nicht, wovon es sprach.
Was war das überhaupt? Was wurde ihm gezeigt?
(Das Digimon spricht…?)

……

„Ich habe dich hier noch nie gesehen… Das ist die Sixth Street im Wall Slum und das Revier meiner Familie. Du solltest deinen Schwanz einziehen und abhauen, während ich mich hier um Chuumon kümmere. Wenn ich dich noch sehe, wenn ich fertig bin…”
„Eine Ratte, die sich mit einem Wolf streitet? Bring mich nicht zum Lachen.
“Die Stimme, die Eiji zuvor gehört hatte, knurrte erneut in seinen Ohren.
Er machte einen Schritt nach vorne.
Nein… Eiji hatte sich überhaupt nicht bewegt.
Und doch näherte er sich Chuumon, als ob… er in einem Auto säße, das sich von selbst in Bewegung setzte.
„—Von diesem Tag an, ist dies mein Zuhause.“
„…! Hol ihn dir, Damemon! Benutze Gun Vulcan!“

Bam-bam-bam-bam-bam!

Die im Tonfa eingebettete, vulkanische Kanone wurde abgefeuert. Kugeln prasselten, als sie im Boden und in den Wänden einschlugen. Chuumon rannte nach rechts und links, um ihrer Flugbahn zu entkommen.
(Whaaa?!)
Eiji wurde plötzlich übel.
Das war…
(E-Es stinkt! Meine Nase brennt!)
Es war wie Giftgas.
Die Kugeln von Gun Vulcan waren nicht stark, aber sie verbreiteten einen schrecklichen Gestank, der unerträglich war.
„Ahahaha! Dieser Angriff muss für einen Hund mit einer starken Nase, eine Folter sein! Bei Digimon Kämpfen geht es vor allem darum, Schwächen auszunutzen!“ ChuuChuumon weinte triumphierend über ihre erfolgreiche Strategie.
„Nicht gut, nicht gut!“
„Ich sage, wir werden diesen Streuner zuerst los… Damemon! Erledige ihn mit deiner Boost-Atta –“

Fwooooom!

Eine Art Energie, wirbelte um Eiji herum.
(Was?!)
Es war eine entzündete Flamme – hell und wütend. Schneller unterwegs als Damemon –

“Howling Fire!”

Ein Feuerball fegte über den gesamten Boden des Gebäudes hinweg.
Die Flamme verzehrte alles. In einem Wirbelsturm aus Hitze und Schockwelle wurde Damemon durch ein Fenster aus dem Gebäude geschleudert.
(So heiß…!)
Eiji war überrascht. Er hatte das Gefühl, als würde sein Gesicht von einem Lagerfeuer verbrannt.
„Damemon ist für seine Zähigkeit bekannt und du hast ihn mit einem einzigen Angriff ausgeschaltet…?
“ChuuChuumon war aus Damemons Cockpit gerollt und lag auf dem Boden.
Der Boden schwelte vor Flammen. Es gab nichts zu verbrennen, aber die Flammen erloschen nicht sofort.
„Was ist das für ein Feuer?! Es ist kein gewöhnliches Feuer!“ ChuuChuumon geriet in Panik.
Eiji starrte von oben auf das ausgestopfte Ratten Digimon herab.
„Vielleicht sollte ich dich essen…“
Er schnupperte herum.
ChuuChuumons Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als es zitterte.
„Diese alte Schnittstelle auf deiner Stirn…!“ ChuuChuumon schnappte nach Luft. „Bist du das, Loogamon? Nein, du bist… Herr, Sie sind der Dämonenwolf des Schlosses, der Neun Wölfe!“
(Loogamon…?)
Eiji schnappte nach Luft. ChuuChuumon sprach mit Loogamon.
Was bedeutete, dass Eiji…
„Neun Wölfe…? Oh, ich verstehe… jetzt erinnere ich mich…“, murmelte die Stimme in Eijis Ohr.
„Herr… Sind Sie nach Wall Slum zurückgekehrt?!“ Aus irgendeinem Grund nahm Chuumons Stimme plötzlich einen respektvolleren Ton an.
Dieses Gespräch–

Wo und wie konnte Eiji es hören?

„—Du siehst überhaupt nicht lecker aus… Verschwinde von hier.“
Loogamon wandte die Nase ab.
ChuuChuumon rannte davon, bevor der furchterregende Wolf seine Meinung ändern konnte.
Eiji hingegen –
Obwohl er von dem Gespräch völlig verwirrt war, gewann er seine Fassung wieder und meldete sich zu Wort.
„Ähm, Loogamon? Kannst du mich hören? Es ist Eiji! Hey, Mr. Loogamon…?“