Home Beitrag 1733-01

1733-01

„Ah…?!“

■■■■■ starrte ungläubig auf das blutverschmierte Schwert, das aus seinem Bauch ragte.

Erst als er Blut erbrach, begriff er, dass er von hinten erstochen worden war.

„Nimm’s uns nicht übel, ■■■■■.“

Eine Stimme erklang hinter ihm – ruhig, gefühllos, als hätte der Sprecher keinerlei Schuldgefühle.

„Statt dass wir alle fünf draufgehen, überleben eben vier von uns und schnappen sich den Schatz. Klingt doch vernünftig, oder? Die Bergmonster reagieren empfindlich auf den Geruch von Menschenblut – sie werden sich auf deine Leiche stürzen, und wir kommen davon.“

Gemel sprach diese Worte und versetzte ■■■■■ einen Tritt in den Rücken, während er das Schwert aus seinem Körper zog.

„Ist das… wirklich in Ordnung?“
„Hä?! Der Kerl ist doch an allem schuld! Mit dem Klotz am Bein hätten wir eh kaum eine Chance. Aber keiner sagt ein Wort darüber, klar? Sobald wir zurück sind, sitzen wir alle im selben Boot.“

Auch die anderen Drei aus Gemels Gruppe hielten ihn weder auf noch widersprachen sie.

Abenteurer.

Menschen, die in monsterverseuchte Berge und Wälder vordrangen, um Ungeheuer zu erschlagen und ihre Ressourcen zu bergen – und so ihren Lebensunterhalt verdienten.

Gemels Gruppe nannte sich „Siebter Würfel“ und lebte genau davon.

■■■■■ war ebenfalls Teil der „Siebter Würfel“.
Doch streng genommen war er kein Abenteurer.

Er war der Form halber bei der Gilde registriert, übernahm aber die Verwaltungsaufgaben – ein Manager, kein Kämpfer.

Derzeit befanden sie sich im tiefsten Inneren des verbotenen Kuguse-Bergs – der Heimat eines Drachen. Die Kreaturen hier waren so furchterregend, dass selbst übermenschlich, starke Abenteurer ihr Leben lassen konnten.

Die „Siebte Würfel“ hatte sich heimlich in dieses Sperrgebiet gewagt. Doch wie zu erwarten, wurden sie bald von immer zahlreicher werdenden Monstern bedrängt – bis Gemel seinen „Durchbruchsplan“ fasste und in die Tat umsetzte.

„Vergiss nicht seinen Abenteurerausweis.“
„Oh, fast vergessen.“

Gemel griff sich ■■■■■’s Gepäck, nachdem ihn eines der anderen Mitglieder daran erinnerte.

Er durchwühlte die Tasche – und grinste, als er ein silbernes Plättchen darin fand.

„Jetzt hält dich jeder bloß für einen dämlichen Wilderer, der sich in den verbotenen Berg geschlichen hat.“

Dann beugte sich Gemel mit schlechtem Atem zu ■■■■■’s Ohr und flüsterte:

„Du… Mistkerl…“
„Na ja, du warst ganz nützlich als Handlanger, das muss man dir lassen. Aber wir brauchen dich nicht mehr. Trotzdem – danke für alles.“

Nachdem er seinem Spott freien Lauf gelassen hatte, zog sich Gemel mit den anderen Drei leise zwischen den Bäumen zurück – bedacht, den Monstern zu entgehen.

Und das war das letzte Mal, dass ■■■■■ sie sah.

„D-Diese Drecks…! Verdammt, ich darf nicht sterben! Ich darf nicht…! Ich darf hier nicht verrecken…!“

Kreischende Laute hallten durch das Dickicht – unklar, ob sie von einem Vogel oder einem Monster stammten.

■■■■■ klammerte sich an Wurzeln und Büsche und kroch durch das unberührte, grüne Dickicht des Berges.

Dunkelrotes Blut sickerte aus der klaffenden Wunde in seinem Bauch, tränkte das Gras und pulsierte mit jedem Herzschlag.

Sein Atem war flach, sein Körper wurde zusehends kälter.

Seine Arme versagten langsam, und seine Kriechbewegungen, die selbst eine Schildkröte übertroffen hätte, schienen nun langsamer als eine Schnecke.

Und dennoch – in seinem Kopf war nur ein einziger Gedanke:
Er durfte nicht sterben.
Er durfte einfach nicht sterben.

Als er den Boden unter sich nicht mehr spürte und das Gefühl hatte, in die Höhe zu schweben, dachte er, es sei so weit.

Er glaubte, seine Seele hätte sich vom Körper gelöst und sei auf dem Weg ins Jenseits.

Doch dem war nicht so.

Etwas Großes, Raues hatte seinen Körper gepackt – und trug ihn fort.